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Deutsch-Französischer Botschafter

Bericht in OVB online vom 21.01.2019

Quelle: Zeitungbericht OVB Online vom 21.01.2019

Heute ist deutsch-französischer Tag. Für den Schönberger Antoine Jung vor allem ein Tag der deutsch- französischen Freundschaft, die im Landkreis wohl niemand so verkörpert wie der 52-Jährige. Vor 25 Jahren ist er ausgezogen, um etwas Elsass nach Bayern zu bringen. Aber auch seine Heimat profitiert vom Austausch.

Schönberg – Spitzbübisch blättert Antoine Jung in einem Bildband. Wer den Elsaßbäcker kennt, weiß: Jetzt präsentiert er etwas, womit man nie rechnen würde. Rallyefahrer Sébastien Loeb ist im Buch zu finden, der Kabarettist Etienne Gillig und der Handball-Torwart Thierry Omeyer – alles prominente Elsässer. Und plötzlich grinst auch Toni Jung aus dem Buch: „Ich zähle zu den 100 berühmtesten Elsässern auf der Welt“, erklärt Toni Jung umgehend und nicht ohne Stolz.

Dabei hat der Bäckermeister schon vor 25 Jahren seine Heimat verlassen, ist tief verwurzelt in Bayern, wo er als Elsaßbäcker durchgestartet ist und zum Botschafter zwischen Bayern und Franzosen geworden ist. Der Liebe wegen hatte er vor einem Vierteljahrhundert Rittershoffen verlassen. Über eine Heiratsvermittlung – speziell auf Bäcker ausgelegt –war er auf Bärbel Fichtl, Bäckerstochter aus Schönberg, gestoßen. 1993 trafen sich die beiden zum ersten Mal. Im März 1994 wurde geheiratet.

Diese Zielstrebigkeit ist es, die den Wahl-Schönberger in den Folgejahren immer ausgezeichnet hat. Den seit 1957 bestehenden Bäckerbetrieb seines Schwiegervaters hat er in den Folgejahren immer wieder vergrößert und modernisiert. Waren es vor 25 Jahren noch sechs Mitarbeiter, beschäftigt der Toni mittlerweile 60 Personen in sieben Filialen. Klingt nach viel Arbeit – ist es auch. Und dennoch findet Toni Jung Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren; in erster Linie, um Menschen zusammenzubringen. Und da liegt ihm der Austausch zwischen weiß- blauen Rauten und des Bleu-Blanc-Rouge des französischen Banners besonders am Herzen. Die erste Fahrt der Schönberger ins elsässische Rittershoffen fand 1998 statt. Inzwischen sind beide Gemeinden eine feste Partnerschaft eingegangen. Dass mittlerweile ein Maibaum die Dorfmitte von Rittershoffen ziert, Elsässer mit Lederhose rumlaufen und Bierfeste dort stattfinden, versteht sich von selbst. „Andererseits genießen wir in Schönberg französischen Rotwein“, erzählt der „Bäck“.

Man ist kein Franzose, hätte man nicht auch ein Faible für die Tour De France. Das mag bei Toni Jung auch daran liegen, dass der ehemalige Rennradprofi Christophe Kern ebenfalls aus Rittershoffen stammt. Jungs Leidenschaft zum Radsport macht sich jedenfalls auch in unserer Region bemerkbar: Dank seiner guten Kontakte nach Velden gibt es seit 2015 ein Radkriterium für Hobby- und Profifahrer, das der Elsaßbäcker mitorganisiert. Wen wundert es da noch, dass der Elsaßbäcker, der Erfinder der Radl-Brez‘n, inzwischen auch noch offizieller Bäcker der Bayern-Rundfahrt ist? Die Urkunde dazu hängt bei ihm in der Backstube. Ebenso die Ehrungen zahlreicher regionaler Vereine, in denen Jung Mitglied ist. „An die 40 werden es wohl sein. Da kommen heuer einige Urkunden für 25-jährige Mitgliedschaft dazu“, lacht er.

Toni Jung interessiert im Rahmen der deutsch-französischen Freundschaft nicht nur seine Heimatgemeinde. Er engagiert sich auch mit Waldkraiburg für ein gutes Miteinander mit deren Partnergemeinde Sartrouville, Jettenbachs gute Beziehungen zu Saint Saturnin unterstützt Jung ebenso. Elsaß-Bayern-Verein, Montgelas-Gesellschaft – es dauert, bis Jung die Liste seines Engagement hierzulande aufzählt.

Wenn das elsässische Fernsehen kommt, um eine Reportage über Bayern zu drehen: Toni Jung ist mitten drin, statt nur dabei. Das tut er mit voller Begeisterung und stets mit seinem unverwechselbaren elsässischem Akzent. Denn, das muss Toni Jung zugeben: In 25 Jahren hat er es noch nicht gelernt, Bayerisch zu reden. „Das muss auch nicht sein. Man kommt besser mit Leuten ins Gespräch, wenn die fragen, woher ich komme.“

Im Gespräch wird Jung dann auch mal ernst, wenn es politisch wird. Und dann muss sich so ein Macher wie Jung ärgern: „In Frankreich steckt wahnsinnig viel Potenzial. Doch die Regierung schafft es nicht, das Land ins Laufen zu bringen. In Deutschland ist das besser!“ Dort nämlich liege die Arbeitslosigkeit bei vier Prozent, im Elsass seien es zehn. Dabei grenze das Elsass an Baden-Württemberg und an die Schweiz, prosperierende Nachbarregionen. „Aber die Franzosen sind zu stolz, um rüberzufahren.“ Solche Barrieren sollten eigentlich der Vergangenheit angehören, findet der immer um einen Kompromiss bemühte Jung als halber Bayer und halber Franzose. Nur in einer Sache, da bleibt er konsequent: Wenn es um Fußball geht. Da ist Jung ganz und gar Franzose. „Mein Sohn hingegen ist Deutschland-Fan. Wenn die Teams gegeneinander spielen, dann ist bei uns fünf Meter Abstand auf dem Kanapee.“ Doch gelte die Abmachung, dass niemand jubeln darf, sollte sein Team gewinnen. Und so hat sich Jung nur heimlich gefreut als „Les Bleu“ vor drei Jahren Deutschland aus dem EM-Turnier gekickt haben.



Beitrag von Véronique Arnould in „Elsässer in der Welt. 100 außergewöhnliche Lebensläufe“, Édition du Signe, S. 108/109, 2016

ANTOINE JUNG

ER HAT EIN GESPÜR FÜRS GESCHÄFT.
OHNE DIESEM VORRANG ZU GEBEN.

„Für mich ist die deutsch-französische Freundschaft sehr wichtig, sie ist der Motor Europas“

Dies ist die Geschichte eines elsässischen Bäckers, der sich in eine deutsche Bäckerstochter verliebt und sie heiratet. Sie bekommen viele Kinder … und viele Geschäfte! Der Held der Geschichte heißt Antoine Jung: Er stammt aus â–º Rittershoffen und lernt wie sein Onkel, der seit 25 Jahren eine Bäckerei in Haguenau betreibt, das Bäckerhandwerk. Er macht eine Lehre in der Nähe seines Dorfes und beschließt, seinen Beruf in Deutschland auszuüben. Mit 18, „ohne Erlaubnis meiner Eltern“, wagt er das Abenteuer, „um etwas anderes zu erleben“.

1993 lernt er Bärbel kennen, eine Bäckerstochter aus Schönberg, einem kleinen Dorf in Bayern. Sein Schwiegervater macht ihn mit dem ganzen Dorf bekannt und schon bald sitzt der Elsässer bei Festlichkeiten neben dem Bürgermeister. Sehr schnell findet er seinen Weg und kümmert sich um die Weiterentwicklung und das Wachstum des Familienbetriebs. Sein erstes Meisterstück ist die Herstellung von Baguettes mit elsässischer Qualität, die dazu führt, dass die Bäckerei in „Elsass-Bäcker“ umbebenannt wird. Und das funktioniert. Die Kunden vertrauen ihm und er kann seinen kleinen Betrieb in ein großes Unternehmen weiterentwickeln. Er eröffnet eine erste Niederlassung, eine zweite und eine dritte. Der Erfolg verlässt ihn nicht: Heute führen Antoine Jung und seine Frau sechs Läden mit 52 Angestellten und sechs Auszubildenden. „Wir könnten 50 Läden eröffnen, aber wir müssen auch etwas Zeit für uns haben.“

Antoine Jung braucht tatsächlich viel Zeit für seine Familie, denn sie ist groß: Er hat vier Töchter und einen Sohn. Aber er steckt auch voller Tatendrang und neuer Projekte. Davon zeugen die Herstellung eines „solidarischen“ Brotes, dessen Erlös an Ärzte ohne Grenzen fließt und die Gründung einer Städtepartnerschaft zwischen seinem Geburtsort und seiner Wahlheimat. Seine Motivation? „Für mich ist die deutsch-französische Freundschaft sehr wichtig, sie ist der Motor Europas. Man muss nicht Staatspräsident sein um etwas zu bewegen, auch kleine Leute können etwas tun“. Die Städtepartnerschaft zwischen Rittershoffen und Schönberg ist eine Möglichkeit, die Beziehungen durch Feste und gegenseitige Besuche zu vertiefen.

Er nimmt sich auch Zeit, seine Freunde und seine Familie im Elsass zu besuchen, denn das gibt ihm die Gelegenheit, Elsässisch zu sprechen, seine Muttersprache. Im Dort ist er bekannt. Als kleiner Junge gehörte er allen Vereinen an: Tennis, Fußball… „Das Elsass ist immer in meinem Kopf, ich will den Kontakt nicht verlieren, selbst wenn Bayern meine neue Heimat ist“. Sein ausgeprägter Geschäftssinn und sein Know-how haben ihn hier seinen Platz finden lassen. Aber es gibt für ihn keinen Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. So steht er weiterhin jeden Morgen um 1.30 Uhr auf, um seine Mitarbeiter in der Backstube zu unterstützen. 40% seiner Zeit widmet er dem Bäckerberuf, um nicht „den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen, Rezepte aufzuschreiben und mir Neues auszudenken“.

An Marketing-Ideen mangelt es ihm nicht. So backt er für die Bayernrundfahrt Bretzeln in Form von Fahrrädern und sichert sich damit Aufmerksamkeit und Interesse. Seine Person und seinen Erfolg stellt er in den Dienst des Elsass und sagt, dass er „praktisch das Fremdenverkehrsamt für das Elsass in Bayern“ ist. Bei Treffen dient er als Dolmetscher und denkt immer daran, ein Bindeglied zwischen Franzosen und Deutschen, Bayern und Elsässern zu sein. Dafür, dass seine vier Töchter einen anderen Beruf erwählt haben, hat er Verständnis, denn Bäcker ist ein hart verdientes Brot. „Es ist schade, aber man muss sie ihren Weg gehen lassen. Sie wissen, was sie wollen und ihnen etwas aufzuzwingen wie früher ist nicht möglich“. Am Ende dieser Geschichte bleiben also alle Möglichkeiten offen.


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